Dr. Franz Knoll

Die Lehrkräfte können sich den sehr belastenden Bildern vom Krieg in der Ukraine nicht entziehen. Zudem sehen sie die vielen, vorwiegend, Frauen und Kinder, die dem Krieg entfliehen konnten und in Bayern Zuflucht finden. Das bayerische Kultusministerium bietet auf seiner Homepage Hilfsangebote an: https://www.km.bayern.de/ukraine.html.
Das Handbuch der Schulberatung möchte den schulischen Beratungsfachkräften einen knappen Überblick über das Ukrainische Schulsystem anbieten, zur Orientierung bei Beratungsfällen zur Schullaufbahn.
Wer eine ausführlichere Beschreibung des Ukrainischen Bildungssystems für die Beratung ggf. die Abschlüsse und weitere zentrale Begriffe in kyrillischer Schrift und ukrainischer Bezeichnung benötigt, findet diese auf der Homepage der Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen der Kultusministerkonferenz (https://anabin.kmk.org/no_cache/filter/bildungswesen.html?tab=first&land=37).

Das Schulsystem in der Ukraine im Überblick
Das ukrainische Schulsystem umfasst seit 2012 elf Schuljahre.
Es gliedert sich in
• einen vierjährigen Grundschulunterricht,
• einen fünfjährigen Basisschulunterricht (Sekundarstufe I) und
• einen zweijährigen Mittelschulunterricht (Sekundarstufe II).

Schulpflicht in der Ukraine
Die Schulpflicht beginnt mit dem sechsten und endet mit dem fünfzehnten Lebensjahr. (Bis 2011 einschließlich umfasste das ukrainische Schulsystem zehn oder elf Schuljahre.)
Grundschule
Die Grundschule ist die erste gemeinsame Pflichtschule. Am Ende der Grundschule erfolgt eine Prüfung in Ukrainisch und eine in Mathematik.
Basisschulbildung an allgemeinbildender Schule
Die Basisschulbildung umfasst fünf Schuljahre und ist vergleichbar nach den Kriterien der Kultusministerkonferenz mit einer Gesamtschule oder Gemeinschaftsschule. Eine Aufteilung nach der Grundschule auf verschiedene Schulformen wie in Deutschland gibt es nicht. Die Basisschulbildung wird mit staatlichen Abschlussprüfungen abgeschlossen. Der erfolgreiche Besuch einer neunjährigen allgemeinbildenden Schule berechtigt zum Besuch einer weiterführenden Schule oder zum Beginn einer Berufsausbildung.
Mittelschulunterricht (vollständige allgemeine mittlere Bildung)
Nach der Basisschulbildung kann nach weiteren zwei Schuljahren (Klasse 10 und 11, ab 2030 zusätzlich Klasse 12) die vollständige allgemeine mittlere Bildung mit einer staatlichen Abschlussprüfung erworben werden.
Abschlussprüfungen und Bewertungen in Deutschland
Zeugnisse aus dem Ausland müssen staatlich anerkannt werden. In Bayern ist dafür die Abteilung Zeugnisanerkennungsstelle des Bayerischen Landesamtes für Schulen zuständig (https://www.las.bayern.de/zeugnisanerkennung/zeugnisanerkennung.html).
Hier die Anschrift:
Bayerisches Landesamt für Schule
Stuttgarter Str. 1
91710 Gunzenhausen
Tel.: 0 98 31 / 68 6 – 252
Fax: 0 98 31 / 68 6 – 251
E-Mail: zast@las.bayern.de
Die Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen der Kultusministerkonferenz gibt folgende Bewertungen vor:
– Das „Zeugnis über den Erwerb der mittleren Basisschulbildung“ (Свідоцтво про здобуття базової середньої освіти/Svidoctvo pro zdobuttja bazovoji seredn‘oji osvity), erworben nach neun Schuljahren, kann in Deutschland im Regelfall dem Abschlusszeugnis der Hauptschule, also einem ersten allgemeinbildenden Schulabschluss, in Bayern dem erfolgreichen Mittelschulabschluss gleichgestellt werden.
– Das „Zeugnis über den Erwerb der vollständigen allgemeinen mittleren Bildung“ (Свідоцтво про здобуття повної загальної середньої освіти/Svidoctvo pro zdobuttja povnoji zahal‘noji seredn‘oji osvity), erworben nach elf Schuljahren, kann in Deutschland einem mittleren Schulabschluss gleichgestellt werden, sofern folgender Fächerkanon nachgewiesen wird: Muttersprache, Mathematik, Fremdsprache, Naturwissenschaften, Gesellschaftswissenschaften.
Fremdsprachen im Unterricht der Ukraine
Das Schulportal (https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/so-funktioniert-das-schulsystem-in-der-ukraine/) hat Gerald Miebs und Olena Kovalchuk von der Deutschen Schule in Kiew befragt und folgende Angaben zum Fremdsprachenunterricht in der Ukraine erhalten:
Alle Schülerinnen und Schüler lernen in der Regel ab der 1. Klasse als erste Fremdsprache Englisch. Dadurch sind sie von Anfang an mit dem lateinischen Alphabet vertraut. Ab der 5. Klasse kommt als zweite Fremdsprache in den meisten Fällen Deutsch hinzu. Nur an sehr wenigen Schulen werden neben Deutsch noch andere Sprachen wie etwa Französisch oder Polnisch angeboten. An einigen Schulen ist es auch möglich, Deutsch als erste Fremdsprache zu wählen, dann beginnen die Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse mit Englisch.
Vergleich Schulnoten in der Ukraine und in Deutschland
In der Ukraine gibt es Noten von 12 bis 1. Die Schulnoten 12 bis 10 sind sehr gut, 9 bis 7 gut, 6 bis 4 befriedigend und 3 bis 1 ungenügend.
Wer eine genauere Umrechnung ukrainischer Zeugnisnoten in das deutsche Notensystem benötigt, findet auf der Homepage der Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen der Kultusministerkonferenz (https://anabin.kmk.org/no_cache/filter/bildungswesen.html?tab=first&land=37) eine genaue Umrechnungstabelle.
Quellen
Die Kultusministerkonferenz – Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen: https://anabin.kmk.org/no_cache/filter/bildungswesen.html?tab=first&land=37
Das Deutsche Schulportal: https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/so-funktioniert-das-schulsystem-in-der-ukraine/